Lebensgeschichte von Marguerite Bays

Wer ist Marguerite ?

Kindheit

Marguerite wird am 8. September 1815 in «La Pierra» im Freiburgerland in der Schweiz geboren. Sie ist die Zweite von sieben Geschwistern einer bescheidenen Bauernfamilie. Schon während ihrer Kindheit hilft sie ihren Eltern bei der Haus- und Gartenarbeit. Sie ist lebendig und heiter, hat aber schon früh den Reiz fürs Gebet in der Einsamkeit und Stille. Ihre Altersgenossen denken, dass sie dem Kloster beitreten würde was aber nicht so ist. Sie lebt von ihrem Beruf als Schneiderin und geniesst ihr eheloses Leben in selbstgewählter Keuschheit.

Fruchtbarkeit jenseits ihrer Blutsverwandten

Marguerite engagiert sich für alle Geschehen der Kirchengemeinde. Sie begleitet viele Kinder geistig aber auch materiell; sie näht mitunter Kleider ohne Entgelt für Kinder und die Ärmsten und spaziert sonntags mit ihnen zur Kapelle von «Notre Dame du Bois». Nach einem Moment des Gebets, welcher niemanden langweilt, spielt sie mit ihnen. Sie nennen Marguerite «Patin» als Zeichen der Zuneigung. Als wahre Schülerin des heiligen Franziskus, tritt sie dem dritten Franziskanerorden in Romont bei.

Durch ihren Beruf ist sie Mitgefühl und Barmherzigkeit

Ihr Spinnrad klappert schon frühmorgens und Marguerite nimmt mit Leidenschaftlichkeit an der täglichen Messe in Siviriez teil. Bei den Familien, zu welchen sie sich danach begibt, hat sie Gelegenheit, besorgte Mütter belastet mit Schwierigkeiten, kennen und verstehen zu lernen. Sie hilft ihnen mit viel Güte, Geduld und Gebeten. Oft wird sie auch von diesen Müttern gebeten sich um ihre Kranken zu sorgen und ihre Sterbenden auf die Begegnung mit Gott vorzubereiten.

Was können wir uns von der seligen Marguerite Bays merken?

Marguerite hinterlässt uns die Erinnerung an ihr Leben, ihrer Liebe zu Gott und der Dienste an Andere. Perlen welche noch heute unsere Herzen erwärmen wie Trost, Güte, Zuhören und Gnade… gegenüber denen, welche sich an sie wenden.

Ihre Familie, Ort der Heiligung

Marguerite bleibt im väterlichen Heim, wo sie anfallende Hausarbeit erledigt. Josette, ihre Schwägerin, erschwert ihr das Leben. Sie ist eine strenge und rücksichtslose Frau, welche Marguerite demütigt und keinesfalls schont. Marguerite ist aber nicht böse auf sie. Und, als Josette frühzeitig von einer Krankheit heimgesucht wird und sich ihr Leben dem Ende neigt, kümmert sich Marguerite um sie und bereitet sie auf den Tod vor. Marguerite ist sogar die einzige Person, welche Josette zu sich lässt.

Ihre Schwester Marie-Marguerite, genannt «Mariette», leidet unter ihrer Scheidung und kommt zurück ins Elternhaus. Ihr lediger Bruder Joseph, mit gewalttätigem Charakter und gelegentlich nachlässigen Sitten, sitzt schliesslich eine kleine Gefängnisstraffe ab. Und Claude, der Älteste, hat ein uneheliches Kind, der kleine François. Marguerite bittet Claude seinen Sohn offiziell anzuerkennen, und sie kümmert sich um seine Erziehung. Ihr Bruder Jean hingegen, versteht besser das mystische Leben seiner Schwester und sorgt sich manchmal um ihre Gesundheit.

Niemals hätte Marguerite ihre Brüder und Schwestern, angesichts der schwierigen Lebenssituationen, auf jegliche Weise verurteilt. Im Gegenteil, durch ihre Bezeugung eines Lebens erfüllt von Liebe und Barmherzigkeit, fühlten sich jeder ihrer Brüder und Schwestern zu Christus hingezogen um in Liebe einen Weg des Bekehrens zu beginnen.

Frau des Gebets

Sie hat eine grosse Leidenschaft für die Jungfrau Maria und Jesus in der Passion und in der Auferstehung. Die Messe welche sie täglich besucht ist der Höhepunkt ihres Tages. Sie betet oft während des Tages, man könnte sogar sagen, ihr Tag ist Gebet. Sie betet oft mit ihrem Rosenkranz, welchen sie immer bei sich hat. Denjenigen, welche ihr ihr Elend anvertrauen, sagt sie «Betet einen Rosenkranz und ihr werdet sehen, danach geht’s besser». (Erfahrungsbericht 1929, erwähnt im Summarium) Sie begibt sich regelmässig in die «Fille-Dieu», woher auch berührende Erfahrungsberichte der Zisterzienserinnen stammen, welche ihre Gebete und Ratschläge schätzen. Sie pilgert mehrere Male zu Fuss nach Einsiedeln, 252 Km entfernt, und nimmt in ihrem Herzen die Sorgen und Leiden ihrer Nachbarn mit.

 

Wahre Glaubensfreundschaft

 

Mit ihrer Patentochter, Mutter Äbtissin der «Fille-Dieu» Ludgarde Ménétrey, verbindet sie wahre Freundschaft. Sie werden wahre Schwestern des Herzens welche ihre Freuden und Leiden teilen, in Anbetracht des Gottes der Liebe und Barmherzigkeit.

Vom Krebs betroffen – Erste Anzeichen eines Bundes in der Passion

Vom Krebs betroffen betet Marguerite zur Jungfrau Maria. Sie will gerne für Christus leiden, möchte aber von den Arztbesuchen, welche sie in ihrer Keuschheit grämen, verschont bleiben. Obwohl sie sterbend ist, wird sie am 8. Dezember 1954, Tag der Verkündigung des Glaubenssatzes der unbefleckten Empfängnis, auf wunderbare Weise geheilt. Danach folgt die Erfahrung der Stigmatisation. Jeden Freitag erlebt Marguerite von Neuem die Passion Christis. Mit Jesus vereint, opfert sie ihre Leiden, welche sie in der Stille und Intimität ihres Zimmers hinnimmt.

Der Tod

Marguerite verstirbt am 27. Juni 1879 um 15 Uhr. Die Kirche war voll wie bei Feiertagen. Aber trotz der grossen Menschenmenge war die Beerdigung einfach, wie man es sich gewohnt war auf dem Lande. Bevor der Sarg ins Grab hinuntergelassen wurde, strebten anwesende Personen danach, den Sarg mit dem Rosenkranz zu berühren, weil sie Vertrauen hatten. Sie wussten, dass Marguerite jetzt bei Gott war. Der Totengräber erklärte, nachdem er ihr Grab hergerichtet hatte «Wir haben eine Heilige begraben».

Marguerite ruht auf dem Friedhof von Siviriez. Auf ihrem Grabstein, welchen man unterhält wie ein Schatz, steht folgendes «Sie hat gelebt um Gutes zu tun. Ihr Andenken bleibt gesegnet. Verehrte Schwester, liebe und weichherzige Patin, vergiss nicht diejenigen welche du zurückgelassen hast.»